Historie Torfkähne

Torfkähne

Die Torfkähne aus dem Teufelsmoor werden nach „Hunt“ unterschieden. Am häufigsten sind die 1/2 Hunt-Kähne, die etwa 9,5 Meter lang (ohne Ruderblatt) und 1,5 Meter breit sind. Daneben gibt es noch den 1/4 Hunt und den Hunt.

Ein Hunt war das Bremer Torfmaß und entsprach 100 Körbe, das waren etwa 12 Kubikmeter.

Charakteristisch für den Torfkahn ist das braun gefärbte Luggersegel, das etwa 12 m² groß ist und am 6 Meter hohen Mast hängt. Des Weiteren hat es auch größere Kähne (bis 400 t) Last in den breiteren Gewässern, besonders der Hamme bis Melchers Hütte, gegeben. Dazu zählen die sogenannten Eichenfahrer (Bremer Schiffe mit geeichter Ladekapazität, aber auch Schiffe aus Eiche), kurze Zeit gab es auch holländische Schuten. Die Holländer sollten das Monopol der Bremer Eichenfahrer unterlaufen. Eine dieser Schuten und auch ein typischer Torfkahn befinden sich im Museum für Torfschifffahrt und Torfabbau in der Museumsanlage in Osterholz-Scharmbeck.

Torf

Torf ist ein organischesSediment, das in Mooren entsteht. Im getrockneten Zustand ist er brennbar. Er bildet sich aus der Ansammlung nicht oder nur unvollständig zersetzter pflanzlicher Substanz und stellt die erste Stufe der Inkohlung dar.

Bei Hochmoortorfen unterscheidet man nach dem Grad der Verdichtung und dementsprechend nach dem Heizwert. Die Variation reicht vom Weißtorf über den Brauntorf bis zum Schwarztorf. Der helle Weißtorf lässt die Struktur der Pflanzen noch deutlich erkennen, bei weiterer Zersetzung entsteht ein homogener, wenigstens bei Betrachtung mit bloßem Auge strukturloser Körper, Brauntorf oder auch Bunttorf genannt. Die älteste Torfschicht ist der so genannte Schwarztorf. Die unteren Schichten eines Torflagers sind dabei (weil älter, größerem Druck ausgesetzt und während der Entstehung auch durchlüftet) in der Zersetzung weiter fortgeschritten als die oberen.

Torf dient zum Heizen

Der wichtigste Erwerb für die Bauern war der Verkauf von Torf, der bis ins 20. Jahrhundert wichtiges Heizmaterial war. Im nahegelegenen Bremen fanden sie reichlich Abnehmer dafür. So wurde der Torf auf den Kanälen bis in die verschiedenen Torfhäfen wie Walle, Gröpelingen, Vegesack und dem in Bremen-Findorff  (früher bis 1,8 Kilometer, heute 300 Meter Kailänge) gesegelt. In den ersten Jahren wurde der Transport von den Sammelstellen (z. B. besagter Stelle bei Melchers Hütte) durch die größeren Schiffe der Eichenfahrer durchgeführt. Als der Gewinn für die Moorbauern durch die Zwischenhändler und deren Handelspraxis immer geringer wurde, lohnte auch der direkte Transport nach Bremen. Bremen war von Worpswede mit dem Torfkahn in zirka drei bis vier Tagen durch die damals unbegradigte Hamme erreichbar.

 

Später wurde die sogenannte Semkenfahrt „gestochen“, die durch Abkürzen des bisherigen Weges durch Hamme, Lesum und Wümme die Fahrt auf ein bis zwei Tage reduzierte. Bei ungünstige Winden aus Westen wurde der beladene Kahn nach Bremen meistens getreidelt (gezogen), gestakt oder gewriggt (eine achtförmige Bewegung mit einem langen „Stechpaddel“), meist erst auf der Rücktour konnte bei Westwind das braune Segel eingesetzt werden. Seitenschwerter verhindern die Drift und ermöglichen eine kursgenaue Fahrt. Die Kurven konnten meist ebenfalls mit dieser Segelart befahren werden.

Um 1720 begann die staatliche Moorkolonisation im Teufelsmoor. Jürgen Christian Findorff legte im Auftrage des englisch-hannoverschen Königs Georg II. 1751 systematisch Dörfer und Gräben an.

Jürgen Christian Findorff (1720–1792) trieb die Kolonisierung des Teufelsmoores entscheidend voran. Der Stadtteil Findorff – manchmal auch Findorffviertel genannt - trägt seinen Namen. Findorff wurde als Sohn des Ratstischlers Hinrich Möller in Lauenburg an der Elbe geboren. Dieser nannte sich laut Kirchbuch ab 1720 „Findorff“. Wie auch sein jüngerer Bruder Johann Dietrich Findorff (1722–1772), der später als Hofmaler am mecklenburgischen Hof tätig wurde, erlernte er zunächst bei seinem Vater das Tischlerhandwerk. Im Alter von 19 Jahren übernahm er die Werkstatt seines Vaters. Aufgrund seines Geschicks förderte ihn der hannoversche Landbaumeister und sorgte für Findorffs weitere Ausbildung in den Bereichen Wasserbau und Landvermessung. Findorff leitete den Bau der Worpsweder Zionskirche (1757–1759), außerdem entwarf und baute er die Kirchen in Grasberg (1781–1789) und Gnarrenburg (1784–1790). Darüber hinaus war er für den Bau von Mühlen, Brücken und Rathäusern verantwortlich.

Vorherige Versuche der Kolonisation benutzten teilweise bereits die Wasserwege der Hamme, Wörpe und Wümme. Angelegte Wege waren kaum mit Fuhrwerken befahrbar oder nur als „gesandete“ Wege angelegt. Besonders Findorff förderte den Ausbau von Entwässerungskanälen, teilweise auch als Grenzlinien zu den einzelnen Grundstücken und führte sie in schiffbaren Kanälen zusammen. In diesem Zusammenhang entstand beispielsweise zwischen 1765 und 1766 der Osterholzer Hafenkanal, der von der Hamme bei Tietjens Hütte an den Stadtrand des heutigen Osterholz-Scharmbeck führt.

Ebenso verpflichtete er die Moorbauern, die Kanäle zu pflegen und zu unterhalten. Die Bauern, aber auch einige kleine Werften, bauten Torfkähne und nutzten die Kanäle als Verkehrsnetz.

Mit dieser großen Aufgabe betraut, stellte

Findorff Richtlinien zur Entwässerung, Einteilung

und Bebauung des Bodens auf. Nun

übernahm er persönlich die Auswahl der

Siedler für das unwegsame Moorland. Dies

geschah ab 1751 nach harten Kriterien.

„Säufer, Prozessgänger und Arbeitsscheue“

hatten keine Chance, eine Hofstelle zu bekommen.

Deren Größe war von Findorff

genau festgelegt worden (im Amt Lilienthal

lag sie zwischen 24 und 30 Morgen).

 

Ein Morgen (Mg) ist ein altes, bis etwa 1900 verwendetes Flächenmaß. Ursprünglich war es jene Fläche, die mit einem einscharigen Pferde- oder Ochsenpflug an einem Vormittagpflügbar ist.

Seit dem späten 19. Jahrhundert entsprachen im Deutschen Reich einem Hektar exakt vier Morgen, der deswegen zur Abgrenzung von traditionellen Maßen auch Viertelhektar (vha) genannt wurde.Im 20. Jahrhundert setzte sich der 1869 eingeführte metrisierte Morgen des Norddeutschen Bundes von 25 Ar durch, der aber mittlerweile vom Hektar, dem Quadratmeter und dem Quadratkilometer abgelöst worden ist.

Am 20. September 1771 wurde Jürgen Christian Findorff durch eine Urkunde von Georg III. zum offiziellen Moorkommissar ernannt. Nach dem Tod des Großvaters König Georg II. wurde Georg III.1760 König von Großbritannien und Irland sowie Kurfürst von Hannover und damit deutscher Reichsfürst.

Daneben war Findorff am Bau des Hamme-Oste-Kanals (1769–1790) und des Oste-Schwinge-Kanals (ab 1772) beteiligt. Bis zu seinem Tod gründete er auf 140 km² Moorland 42 neue Dörfer. Dass es Findorff nicht nur um die technische Seite der Landgewinnung, sondern auch um das Wohl der Siedler ging, ist u.a. dem von ihm verfassten Moorkatechismus zu entnehmen.

 

Rund 1700 Torfkähne

Die genaue Zahl von Kähnen zur Blütezeit der Torfschifffahrt ist in der einschlägigen Literatur nur ungefähr abzuschätzen. Es wird von 1700 Torfkähnen im Bereich des Teufelsmoores berichtet. Teilweise ist an einigen Stellen die Rede von 35.000 Schiffsbewegungen pro Jahr. Augenzeugen berichten aber noch aus der Nachkriegszeit von vollen Torfkahnhäfen, von denen die meisten nicht mehr existieren. Auch die Kanäle wurden mit den Modernisierungen der 1960er und 1970er Jahre zugunsten von Straßen zugeschüttet oder zumindest erheblich im Querschnitt verkleinert, so dass nur noch Wasserabzugsgräben übrig blieben. Die heute noch befahrbaren Strecken sind nur noch ein kleines Abbild der alten Verbindungen. Eine Wiederbelebung von Stecken (wie z. B. des Hamme-Oste-Kanals) wie sie in Teilen der Niederlande erfolgt, ist aus Naturschutzgründen z.Zt. nicht zu erwarten.

Torfkanal

Von 1817 bis 1826 erfolgte der Bau des Torfkanals in Findorff und des Torfhafens nahe der Plantage.

Gefordert von Senator Dr. Motz. Wassertiefe von 8 - 9 Fuß (1 Fuß=rund 0,3 m), Breite 18 – 20 Fuß. Geplant war entlang der Hemmstraße. Mit Beschluss vom 3. August 1818 wurde der Kanal entlang der Bürgerweide gebaut.

Über den Torfkanal kam der als Heizmaterial wichtige Torf per Torfkahn aus dem Teufelsmoor in den Findorffer Torfhafen. Ein neues Hafenbecken (Theodor-Heuss-Allee) wurde 1847 gebaut. Der Torfhafen – das Torfbassin – wurde 1873 zwischen Eickedorfer-/Neukirchstraße verlegt. Das Bassin war mit Backsteinen verkleidet, und von 22 auf 30 Meter verbreitet, auf 1,2 m vertieft, von 868 auf 1062 Meter verlängert. Komplettiert durch Straßen beiderseits. Gesamtkosten 475.000 Mark. Veranschlagt waren 100.000 Mark weniger …….

1880 kommen rund 30.000 Torfschiffe. Die Stadt zählt etwa 100.000 Einwohner.

1888 ist Bremen wieder Hafenstadt. Ludwig Franzius hat die Unterweser für fünf Meter tiefgehende Seeschiffe ausgebaggert und den Freihafen auf der Stephaniekirchenweide angelegt.

Auf dem um 1945/46 zugeschütteten Teil findet seit 1948 der Findorffer Markt statt.

 

 

Kuhgraben

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mittelblau = Kuhgraben heute
mittelblau gepunktet = Kuhgraben um 1850
dunkelblau gepunktet = Dobben um 1850

Der Kuhgraben(seit 1288) ist ein quer zur Wümme verlaufender 3,2 Kilometer langer geradliniger Kanal im Bremer Teil der Wümmeniederung. Angelegt wurde er im Zuge der landwirtschaftlichen Erschließung der Wümmeniederung als Entwässerungsgraben und Transportweg.

Der Name ist eine Verballhornung von Gaugraben und bezieht sich auf seine Bedeutung als Grenzlinie zwischen dem nordwestlich (also weser- und wümmeabwärts) gelegenen Blockland und dem südöstlich gelegenen Hollerland. Heutzutage verbindet der Kuhgraben nur noch die Wümme im Norden, an die er Anschluss durch das Kuhsiel hat, mit der Kleinen Wümme, auf die er am Ostende des Wetterungswegs trifft, an der Ostecke des Stadtwaldes. In vorindustrieller Zeit war er mehr als doppelt so lang und führte im Verlauf der heutigen Parkallee weiter in Richtung Stadtzentrum, wo er südlich deren heutiger Eisenbahnunterführung Anschluss an den Dobben hatte, der seinerseits am Südende des Sielwalls durch ein Siel mit der Weser verbunden war. In der Nähe der Verknüpfung von Kuhgraben und Dobben befand sich einer der Bremer Torfhäfen.

Im Jahr 2007 wurde am heutigen Südende des Kuhgrabens eine Anlegestelle für touristische Bootsfahrten eingerichtet.

 

 

Die Wümme (plattdeutschWümm) ist der 118 km lange Hauptquellfluss der Lesum, die ab der Vereinigung mit der von Nordosten (rechts) herankommenden Hamme noch weitere 10 Kilometer bis zur Mündung in die Unterweser zurücklegt. Von Borgfeld (km 0,00) bis zum Zusammenfluss mit der Hamme (km 18,53)[3], dem Tidenbereich, zählt die Wümme zu den sog. sonstigen Binnenwasserstraßen des Bundes[4]; zuständig ist das Wasser- und Schifffahrtsamt Bremen. Auf ihr gilt die Seeschifffahrtsstraßen-Ordnung.

Die Wümme fließt durch das nördliche Niedersachsen und Bremen. Das Wasser hat fast durchgehend die Güteklasse II: mäßig belastet. Damit gehört die Wümme zu den saubersten Flüssen Norddeutschlands.[5][6]

Wümme ist auch der Name einer Ortschaft, die nahe der ersten Überquerung der Wümme durch die B 75 (zwischen Tostedt und Lauenbrück) liegt.

Die Quelle der Wümme liegt im höchsten Teil der Lüneburger Heide im Naturschutzgebiet Lüneburger Heide[7] südlich von Niederhaverbeck. Vom Wilseder Berg kommt als größter Quellbach die Haverbeeke, die sich 1,5 km westlich von Niederhaverbeck mit der Wümme vereinigt. Diese fließt zunächst durch naturnahe Niederungen. Sie strömt dann durch Scheeßel und Rotenburg, zu deren Entwicklung einst auch die Mühlen an der Wümme beitrugen. Zwischen Rotenburg und Ottersberg ist die Wümmeniederung durch einen niedrigen Dünenrücken in Längsrichtung geteilt. Nördlich dieses Dünenrückens verlaufen als Seitenarme der Everinghausen-Scheeßeler Kanal (von Scheeßel bis Everinghausen nahe der A 1) und – näher an der Wümme – der Reithbach.

Wichtigste Nebenflüsse in diesem Bereich sind die Veerse, 2 km südlich von Scheeßel, und in Rotenburg die Wiedau, die sich kurz zuvor mit der Rodau

 

Torfschifffahrt auf der Wümme

Vom Nordarm der Wümme zweigen im Bereich Seebergen/Hexenberg/Ebbensiek sogenannte Schiffgräben in die Moordörfer Rautendorf, Schmalenbeck und Meinershausen ab. Sie dienten dem Transport des Torfs nach Bremen, wie auch die Semkenfahrt. In Kuhsiel zweigt der Kuhgraben ab Richtung Stadtwald und Bürgerpark und ist dort mit der Kleinen Wümme verbunden. Auf der Westseite des Bürgerparks liegt der zwischen 1817 und 1826 angelegte, zirka 3,5 Kilometer lange Torfkanal, der am Torfhafen endet. Die wichtigste Route der Torfschiffe führte über Hamme, Wümme, Semkenfahrt und Kleine Wümme zum Torfkanal.

Die Torfschifffahrt endete mit dem Bau der Jan-Reiners-Eisenbahn.

 

Hamme (Fluss)

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Hamme

 

Lauf von Giehler Bach und Hamme von Langer Heide ins Teufelsmoor bis Mündung in Lesum

DatenVorlage:Infobox Fluss/GKZ_fehlt

Lage

Niedersachsen, Deutschland

Flusssystem

Weser

Abfluss über

Lesum → Weser → Nordsee

Quelle

Lange Heide (Giehler Bach)
53° 15 5 N, 8° 45 9 O53.2513888888898.752545

Quellhöhe

45 m ü. NNVorlage:Infobox Fluss/NACHWEISE_fehlen

Mündung

Vereinigt sich bei Ritterhude mit der Wümme zur Lesum53.1727777777788.74444444444442Koordinaten: 53° 10 22 N, 8° 44 40 O| |
53° 10 22 N, 8° 44 40 O53.1727777777788.74444444444442

Mündungshöhe

2 m ü. NNVorlage:Infobox Fluss/NACHWEISE_fehlen

Höhenunterschied

43 m

Länge

48 kmVorlage:Infobox Fluss/NACHWEISE_fehlen

Linke Nebenflüsse

Schaufleet, Kollbeck, Rummeldeisbeek, Schmoo, Neu Sankt Jürgener Schiffgraben, Umbeck, Wörpedahler Graben, Semkenfahrt, Kirchenfleet, Neugrabenfleet, Deichkampfleet

Rechte Nebenflüsse

Butterweidengraben, Beek, Fankstaken, Osterholzer Hafenkanal, Scharmbecker Bach,

Kleinstädte

Ritterhude

Schiffbar

Bis Viehspecken oder zum Hafenkanal Osterholz-ScharmbeckVorlage:Infobox Fluss/BILD_fehlt

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Die Hamme ist der 48 km lange, rechte bzw. nördliche Quellfluss der Lesum, eines Nebenflusses der Weser im nördlichen Niedersachsen.

Sie ist im Nordosten bei Bremervörde durch den Hamme-Oste-Kanal mit der Oste verbunden, entwässert das Teufelsmoor zwischen Worpswede und der KreisstadtOsterholz-Scharmbeck und fließt bei Ritterhude mit der Wümme zusammen als Lesum weiter zur Weser.

 

 

Semkenfahrt

Die Semkenfahrt ist ein ehemaliger Hauptgraben im Kanalsystem zwischen dem Teufelsmoor und Bremen, auf dem Torf in die Stadt transportiert wurde.

Geschichte der Semkenfahrt

Bremen war von Worpswede mit dem Torfkahn über die Flüsse Hamme, Lesum und Wümme in zirka drei bis vier Tagen erreichbar. Zur Abkürzung der Strecke wurde im 18. und 19. Jahrhundert in verschiedenen Abschnitten der Kanal der Semkenfahrt „gestochen“, so dass sich die Fahrt auf ein bis zwei Tage reduzierte. Bei ungünstigen Winden aus Westen wurde der beladene Kahn nach Bremen meistens getreidelt (gezogen), gestakt oder gewriggt (eine achtförmige Bewegung mit einem langen „Stechpaddel“), meist erst auf der Rücktour konnte bei Westwind das typische braune Segel eingesetzt werden.

Die Hochzeit der Torfschifffahrt war Ende des 19. Jahrhunderts. Um 1880 kamen jährlich etwa 25.000 Schiffsladungen Torf in Bremen an, 5000 bis 6000 davon (30.000 bis 36.000 m³) wurden über die Kanäle der Semkenfahrt in die Stadt transportiert

 

Bremen-Vegesack

 

 

Der Vegesacker Jung mit geleerten Taschen an dem Haus der Gastwirtschaft "Zum Vegesacker Jung" (Am Vegesacker Hafen 15)

Vegesack könnte sich ableiten vom Feeg-Sack, also von einer Bucht am Fluss oder von einer Gastwirtschaft, in der die Geldbeutel (Sack) sich leerten (fegen). 1453 wurde der Ort Vegesack ausgehend vom Gasthaus Thom Fegesacke erstmals erwähnt.

 

 

 

 Am 22./23. April 2017 wurde sie endlich wieder veranstaltet, die alle drei Jahre stattfindende Fahrt der Torfschiffer mit ihren teerschwarzen Kähnen unter braunen Segeln. Zweiundzwanzig Torfschiffe bildeten eine Armada, jedes einzelne liebevoll geschmückt mit Heidekraut, Frühlingsblumen oder dem ersten Birkengrün. An Bord „Torfbauern“ in historischer Kleidung und Holzschuhen, als Reiseutensilien dabei verbeulte Blechkannen, Körbe mit Eiern, Kartoffeln, Gemüse, Speck und Wurst, Coorbier und Schnaps zum Aufwärmen. Nostalgie pur! Vom kleinen Hafen Neuhelgoland (Worpswede) ging es auf der Hamme über die Ritterhuder Schleuse in die Wümme und den Findorffer Torfkanal bis vor die Tore Bremens und wieder zurück. Das nasskalte Wetter hielt die vielen Schaulustigen, Einheimische wie Touristen, nicht davon ab, bei diesem Ereignis dabei zu sein. Besonders am Abfahrtshafen, auf den Brücken und an den Schleusen suchten die Menschen den idealen Aussichtspunkt oder den besten Standort zum Fotografieren. Der Weserkurier, Tageszeitung für Bremen und Niedersachsen, schrieb „Schietwetter – aber echt authentisch“. Temperaturen zwischen vier und sieben Grad bei Windstärke sechs, in Böen sieben, Starkregen und Hagel forderte die Segler gute neun Stunden heraus (ein Mastbruch inklusive), bis sie den Zielhafen Bremen-Findorff erreicht hatten. Die schwarzen Eichenholzboote mit den dunklen Segeln sind hier das Symbol der Landschaft. In der Region um Bremen und der Unterweser kennt sie jeder. Sie waren für die Moorsiedler unverzichtbar, transportierten den Torf aus den entwässerten Moorgebieten in die umliegenden Orte, nicht nur auf Hamme und Wümme Richtung Bremen, sondern auch weserabwärts bis Brake-Elsfleth und darüber hinaus. Im waldarmen Norden kam dem Torf
jahrhundertelang eine besondere Bedeutung zu: mit der besten Qualität, dem sogenannten Klipp, wurde geheizt. Zum Kochen und Backen nutzte man Backtorf, der um 1840 in Mode kam. Dazu wurde der heizkräftige Klipptorf mit den minderwertigen Soden der oberen Schichten vermischt, zerkleinert und mit den Füßen zu einer Masse vermengt. Diese Arbeit erledigten meist die Kinder. Danach wurde glattgestrichen, mit scharfem Spaten vorgeschnitten, das Trocknen erledigte die Sonne. Dann stakte, segelte oder treidelte der Torfbauer seine kostbare Fracht mit dem Kahn zu seinen Kunden, nicht selten über
mehrere Tage. Man schätzt, dass alleine die Bewohner der Stadt Bremen zwischen 1700 und 1950 ca. 16 Mio. m3 Torf verbrannten, die Moor- und Geestdörfer zusammen mit dem Raum Unterweser noch einmal eine ähnliche Menge. Mehr als 600 solcher Torfschiffe wurden seit Gründung der Grootheerschen Torfschiffswerft durch Johann Grootheer im Jahre 1850 im Moorort Schlußdorf gebaut, in mühevoller Handarbeit und mit primitivem Gerät. Sie hatten eine Länge von ca.10 m und ein Fassungsvermögen von ½ Hunt, d.h. von 6 m3 Torf (1Hunt = Inhalt von 100 Körben). Diese Halbhunter waren schmal (195 cm), langgestreckt, kiellos und robust, mussten sich für flache Moorgräben ebenso eignen wie für Flüsse mit tieferem
Wasser und sich ohne Schaden über Siele und Deichkronen ziehen lassen.Die Schiffswände aus elf Spantenpaaren
verbanden sich fest mit dem Boden. In der Mastbank im vorderen Drittel war der herausnehmbare Mast verankert, der ein ca. 12 m2 großes geteertes Luggersegel trug. Gesteuert wurde mit dem Helmholz. Wichtiges Zubehör waren ein langes und
ein kurzes Ruder zum Wriggen oder Staken bei Windstille. Vor dem Abtreiben bewahrten die an den Bordwänden ausgehangenen Schwerter. Unter dem mit einem Holzdeckel verschließbaren Lukeneinstieg gab es eine winzige Kajüte, ausgekleidet mit einem Strohsack und eingerichtet mit einem kleinen Blechherd, auf dem der Torfbauer auf längeren Fahrten
einen Buchweizenpfannkuchen oder Eintopf wärmen oder Getreidekaffee kochen konnte. Die Fahrt bis nach Bremen konnte drei Tage dauern. Ende der Dreissiger Jahre des letzten Jahrhunderts nahm die Torfschifffahrt rapide ab. Sie hatte sich schon
gegen Ende des 19. Jahrhunderts durch die Einfuhr von preisgünstiger englischer Steinkohle verringert. Nun löste Kohle in allen Haushalten und Betrieben den Torf ab, die Kähne verrotteten und nur während des zweiten Weltkriegs und der hrungsreform kam es noch einmal zu einem kurzen Wiederaufleben. Die o.g. Torfkahnwerft in Schlußdorf ist vom dortigen
Heimatverein vor dem Verfall gerettet worden. So ist die Tradition der Torfschifffahrt vor dem Vergessen bewahrt worden. Zu sehen sind Arbeitsgeräte für den Bootsbau, den Torfabbau und die Holzschuhmacherei sowie eine Fotoausstellung über
das karge, beschwerliche Leben der Moorsiedler. Alle heute auf den Hamme-Niederungen und dem Teufelsmoor fahrenden Halbhuntschiffe sind originalgetreue Nachbauten. Sie fahren von Mai bis Anfang Oktober zum Vergnügen von Ausflugsgästen auf den Pfaden der früheren Moorbauern durch die reizvolle Natur, wenn der Wind es zulässt auch segelnd. Währenddessen erzählen die Skipper Geschichten aus alter Zeit. Und alle drei Jahre fährt die ganze Flotte - die Torfkahnarmada - intereinander her und erinnert an die historische Torfschifffahrt. Im Frühjahr 2020 wir die nächste nostalgische Fahrt veranstaltet – wäre das nicht einen Ausflug wert, vielleicht sogar als Busreise mit unserem Verein? Die bekannten Künstlerdörfer Worpswede und Fischerhude sind lohnende Ziele, Bremen und Bremerhaven sind auch nicht weit.

http://kriethmo.npage.de/

Hier ein Link zu Presseberichten der Torfkahnarmada 2017

Hier ein Bericht von Thomas Hinzen 20 Jahre Torfkahnarmada 2017